Extrem schnell abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt

So schnell wie möglich abnehmen und dann für immer schlank bleiben, das ist ein verbreiteter Wunsch. Warum das leider unrealistisch ist, trotz vieler gegenteiliger Versprechen
Frau realisiert ihr Übergewicht - muss jetzt extrem schnell abnehmen
Astrid Kurbjuweit
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9 Minuten
Die Gewichtszunahme geschieht meistens eher unbemerkt. Aber irgendwann realisiert man dann doch, wie viel man wiegt.

Und dann haben es die meisten eilig. Extrem schnell abnehmen ist jetzt das Ziel. Die überflüssigen Kilos sollen möglichst jetzt sofort wieder verschwinden.

Ein Denkansatz, der leider fast immer in den Jo-Jo-Effekt führt. Ganz schnell ganz viel abnehmen macht nicht schlank, sondern dick.

Egal, mit welcher Methode man abnimmt, egal, wie blumig die Versprechungen des neuesten Wundermittels.

Hier geht es darum, warum das so ist, und was man besser machen kann.

Das Problem: Ungeduld und falsche Vorstellungen

„Wie kann ich ganz schnell, ganz viel abnehmen? Natürlich ohne Jo-Jo-Effekt, und am liebsten noch ohne Sport und ohne Hungern.“

So oder so ähnlich lauten Fragen, die täglich in Abnehmforen und anderswo gestellt werden. Gesund soll es dann natürlich auch noch sein, und der Erfolg sollte bitteschön auch auf Dauer anhalten.

Die ehrliche Antwort lautet natürlich: „Das geht nicht, das ist unmöglich. Man kann nicht alles auf einmal haben“.

Da das natürlich die Antwort ist, die die Fragesteller nicht hören möchten, fragen sie weiter, bis sie Antworten bekommen, die ihnen besser gefallen. Eine ganze Industrie lebt von dieser Einstellung.

Daneben gibt es noch gar nicht so wenige, die hoch motiviert, mit vermeintlich gesunden Methoden, wie Ernährungsumstellung und Sport, versuchen ganz schnell abzunehmen.

Auch diese Menschen müssen nach einiger Zeit einsehen, dass es sich auch dabei um einen Versuch handelt, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Extrem schnell abnehmen ist nicht möglich.

Und das gilt immer, auch wenn es Menschen gibt, die bemerkenswerte Abnehmerfolge vorzuweisen haben. Auf Dauer gesehen relativiert sich der Erfolg leider immer wieder.

Dauerhaft abnehmen ohne Stress geht immer anders.

Warum funktioniert schnell abnehmen nicht?

Tatsache ist, man kann ganz schnell zwei, drei oder vielleicht auch fünf Kilo abnehmen, je nach Ausgangsgewicht.

Man sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, es würde sich dabei um Körperfett handeln. Echtes Abnehmen ist aber nur über den Verlust von Körperfett zu realisieren, alles andere ist Augenwischerei.

Wer ganz schnell abnimmt, der verliert Wasser, und das ist ebenso schnell wieder ersetzt.

Das Wasser im Körper ist lebenswichtig, weshalb der Körper danach strebt, es so schnell wie möglich wieder zu ersetzen. Die daraus folgende schnelle Gewichtszunahme ist zwar frustrierend, aber noch kein echter Jo-Jo-Effekt.

Extrem schnell abnehmen führt zum Jo-Jo-Effekt

Extrem schnell abnehmen macht nicht schlank, sondern führt zum Jo-Jo-Effekt
Foto: Friends Stock/Shutterstock

Ganz besonders schnell abgenommene Kilos sind also ebenso schnell wieder da.

Extrem schnell abnehmen geht nur für wenige Kilo, nur vorübergehend

Vor allem gilt aber, dass man in der Geschwindigkeit nicht weitermachen kann. Noch mehr Wasser kann der Körper nicht loslassen, das wäre lebensgefährlich.

Also, selbst wenn es gelingt, den Körper zu einem geringeren Wasseranteil und damit einem geringeren Gewicht zu überreden, ändert das nichts am Fettanteil.

Und natürlich gibt es an der Stelle den ersten Gewichtsstillstand, der besonders frustrierend ist, weil man sich nach den schnellen Anfangserfolgen so große Hoffnungen gemacht hatte.

Wer sich davon nicht beirren lässt und versucht, trotzdem weiter so schnell wie möglich abzunehmen, der wird auch noch eine Weile lang Erfolg haben und sogar das eine oder andere Fett-Kilo verlieren.

Zu schnell abnehmen baut Muskulatur ab

Der Großteil der Gewichtsabnahme in dieser Phase besteht aber aus einem Abbau der Muskulatur.

In einem Kilo Fett sind ungefähr 7.000 Kalorien gespeichert, in einem Kilo Muskeln nur ungefähr 4.000 Kalorien. Muskeln abbauen geht also deutlich schneller als Fett verbrennen.

Und man kann sich nicht aussuchen, welches von beiden abgebaut werden soll. Der Körper entscheidet, egal, was der Mensch sich wünscht.

Solange der Körper noch keine Konsequenzen aus der zu geringen Kalorienzufuhr gezogen hat, geht es also mit durchaus beachtlicher Geschwindigkeit weiter.

Je weniger Muskulatur man hat, umso geringer ist der Energieverbrauch

Muskeln verbrauchen Energie. Immer, auch wenn man schläft oder auf dem Sofa liegt. Je mehr Muskeln man hat, umso größer ist der Energieverbrauch. Das macht Abnehmen einfacher.

Umgekehrt gilt, je mehr Muskeln man durch zu schnelles Abnehmen abgebaut hat, umso geringer wird der Energieverbrauch. Umso schwerer wird es, weiter abnehmen.

Durch Sport und körperliche Anstrengung kann man, auch wieder für eine Weile, diese Geschwindigkeit nochmal erhöhen.

Aber leider hält das nicht an, der Körper passt sich an, er reduziert den Energieverbrauch, und auf zu viel Sport reagiert der untrainierte Körper mit Wehwehchen oder auch mit ernsten Verletzungen.

Zu viel Sport ist keine Lösung

Wenn man Glück hat und die Verletzungen ausbleiben, dann führt zu viel Sport doch unausweichlich in eine Spirale immer größerer Erschöpfung.

Jede Bewegung wird immer mehr zur Qual, von Verbesserung kann nicht die Rede sein.

Gewichtsstillstand und Frustration sind die unausweichliche Folge.

Es folgt eine Zwangstrainingspause, Erschöpfung, Frustration und unbezähmbare Esslust.

Der Jo-Jo-Effekt

Das ist der Jo-Jo-Effekt. Wenn man an der Stelle angekommen ist, kann man nichts machen, nur zugucken.

Der Körper strebt jetzt mit aller Macht danach, das vorherige Gewicht wieder zu erreichen. Er kennt keine Schönheitsideale, nur drohende Hungersnöte.

Meistens wird er deshalb gleich noch eine Sicherheitsreserve anlegen. Man wiegt dann mehr als vor Beginn des Abnehmvorhabens.

Das ist zumindest im Moment das Ende des Abnehmvorhabens.

Die Gewichtszunahme, die auf reduzierten Energieverbrauch folgt, ist immer ein echter Jo-Jo-Effekt, dagegen kann man in der Situation selbst nicht wirklich etwas tun.

Man muss zugucken, wie die mühsam durch harten Verzicht erarbeiteten Erfolge sich in nichts auflösen. Das hat dann auch nichts mit Blödheit zu tun, das ist einfach die Reaktion des Körpers, der nicht der gleichen Meinung ist wie sein Mensch.

Der reduzierte Energieverbrauch, der als Folge zu geringer Kalorienzufuhr eintritt, resultiert aus einer Stoffwechselverlangsamung, und er resultiert aus einem Muskelabbau.

Beides lässt sich auch durch stark eiweißlastige Ernährung nicht verhindern, bestenfalls verzögern. Auch alle wie auch immer gearteten Abnehmmittelchen können diesen Effekt nicht verhindern.

Auch Sport führt nur dann zu einem Muskelaufbau, kann nur dann den Muskelabbau verhindern, wenn genügend Energie vorhanden ist.

Die heute moderne kohlenhydratarme Ernährung verschlimmert das Resultat noch, weil Kohlenhydratmangel schlechte Laune, Frustration, Hoffnungslosigkeit und andere negative Gefühle fördert.

Ok. Das war nichts. Wie geht es jetzt weiter?

Einen Abnehmversuch, der auf diese Weise endet, muss man notgedrungen als gescheitert ansehen.

Die Frage ist dann nur noch, auf welche Weise man den nächsten Versuch startet.

Grob gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann zu vermeintlichen Abkürzungen und Wundermitteln greifen, oder man kann es jetzt einsehen und langsam, vernünftig abnehmen.

Wundermittel „garantieren“ schnelles Abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt

Eine ganze Industrie lebt von der Tatsache, dass Menschen sich nicht zutrauen, aus eigener Kraft erfolgreich abzunehmen.

Jedes neue Mittel ist jetzt aber wirklich der Garant für den schnellen Erfolg, und immer kommt es mit einer logisch klingenden Erklärung dafür, dass es einfach funktionieren muss.

Die Realität ist, es funktioniert nicht. Die logisch klingenden Erklärungen sind hanebüchener Unsinn. Viele Mittel sind ungesund, manche bringen kurzfristige Erfolge, auf Dauer schlank macht keines davon.

Wundermittel, egal welcher Art, garantieren nur, dass die Brieftasche leichter wird. Bei dieser Aufgabe sind sie sehr erfolgreich.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob die neueste Revolution des Abnehmens nicht vielleicht doch den gewünschten Erfolg bringen könnte, hilft es, sich eine einfache Tatsache vor Augen zu führen:

Körperfett kann man nicht schmelzen. Es ist gespeicherte Energie, die verbraucht werden muss. Wenn man sie nicht verbraucht, bleibt das Fett da, wo es ist.

Langsam, vernünftig abnehmen bringt dauerhaften Erfolg

Wer nach den bisherigen Erfahrungen doch noch abnehmen möchte, der muss umdenken.

Also sobald man sich fragt, wie man schnell abnehmen kann, hat man im Grunde schon die falsche Frage gestellt.

Denn wer ehrlich ist, der möchte dauerhaft abnehmen. Niemand möchte seine Kilos nur vorübergehend verlieren.

Und der eigentliche Grund für das Abnehmvorhaben ist doch, dass man sich in seinem Körper nicht mehr wohlfühlt. Das derzeitige Gewicht ist jedenfalls nicht das Wohlfühlgewicht.

Der Versuch, extrem schnell Gewicht zu verlieren, verschlechtert das Wohlbefinden deutlich, sodass man sich schon deshalb bald fragt, was das Ganze eigentlich soll.

Die eigentlich gewünschte dauerhafte Gewichtsreduktion setzt, bei jedem Ausgangsgewicht, eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise voraus.

Und dieses Projekt sollte mit Überlegung angegangen werden, denn in der ersten Euphorie vergisst man allzu leicht, dass es darum geht, etwas zu finden, was für den Rest des Lebens halten soll.

Es geht also nicht nur um die optimale Nährstoffversorgung unter ernährungsphysiologischen Aspekten, es geht auch um das eigene Einverständnis mit dieser Ernährung, um gutes Essen und Genuss, um das eigene Wohlbefinden.

Diese Punkte werden allzu oft ignoriert.

Für den dauerhaften Erfolg muss man langsam abnehmen. Um langsam abzunehmen, braucht man ein Kaloriendefizit. Man muss also weniger essen, als man verbraucht.

Aber dieses Kaloriendefizit sollte nur klein sein. Mit einem kleinen Kaloriendefizit vermeidet man den Muskelabbau, man vermeidet Hunger und Heißhunger, man hat die Möglichkeit, das zu essen, was einem schmeckt.

Oder kurz, das kann man für lange Zeit durchhalten. Man kann dauerhaft abnehmen ohne Stress.

Was ist schnell abnehmen, was ist langsam abnehmen?

Schnell abnehmen soll also nicht sein. Aber wann ist das Abnehmen langsam? Man kann diese Frage über die Höhe des Kaloriendefizits beantworten.

Um ein Kilo Fett abzunehmen, muss man 7.000 Kalorien entweder zusätzlich verbrauchen oder weniger essen.

Wenn man zum Beispiel ein Kilo in der Woche abnehmen möchte, braucht man jeden Tag ein Kaloriendefizit von 1.000 Kalorien.

Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Kalorienverbrauch eines Menschen etwa 2.000 Kalorien am Tag ist, dann ist ein Defizit von 1.000 Kalorien sehr viel. Zu viel.

Es kommt aber auf den eigenen, individuellen Energieverbrauch an. Je schwerer, je jünger, je sportlicher man ist, umso mehr Kalorien verbraucht man. Männer verbrauchen meistens mehr als Frauen.

Manche Menschen können also eine Gewichtsreduktion von einem Kilo in der Woche anstreben, und es ist dabei langsam genug.

Die meisten Menschen sollten sich besser mit einem Kaloriendefizit von 500 oder auch nur 300 Kalorien zufrieden geben.

Es gelingt auf die Weise einfach besser, den Körper zu überlisten. Er wird das geringe Defizit nicht als Hungersnot ansehen. Und in der Folge wird der Jo-Jo-Effekt ausbleiben.

Man kann durchaus sagen, langsam abnehmen geht schneller als schnell abnehmen.

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Beitragsbild: Avirut S/Shutterstock